Boolesche Algebra

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Die boolesche Algebra ist eine algebraische Struktur und beschreibt die Operationen UND, ODER und NICHT, die auf logische Aussagen angewendet werden können. Die Kenntnis dieser Struktur ist hilfreich für den Umgang mit dem Datentyp boolean.

Die booleschen Operatoren

Konjunktion (AND)

Die Konjunktion ist eine der grundlegenden logischen Verknüpfungen der Aussagenlogik. Die Konjunktion zweier Aussagen A und B ist genau dann wahr, wenn A und B (sowohl als auch) wahr sind. Das mathematische Symbol ist . In Java wird das AND durch && repräsentiert.

Venn and.png
A B A ∧ B
false false false
false true false
true false false
true true true

Disjunktion (OR)

Die Disjunktion ist eine der grundlegenden logischen Verknüpfungen der Aussagenlogik. Die Disjunktion zweier Aussagen A und B ist genau dann wahr, wenn mindestens eine der Aussagen A oder B wahr ist. Das mathematische Symbol ist . In Java wird das OR durch || repräsentiert.

Venn or.png
A B A ∨ B
false false false
false true true
true false true
true true true

Negation (NOT)

Die Negation ist eine wichtige Operation in der Aussagenlogik. Die Negation einer Aussage A führt zur ihrer Verneinung. Das heißt aus einer wahren Aussage wird eine falsche Aussage und umgekehrt. Das mathematische Symbol ist ¬. In Java wird das NOT durch ! repräsentiert.

A ¬A
false true
true false

Kontravalenz (XOR)

Die Kontravalenz ist eine erweiterte logische Verknüpfung in der Aussagenlogik. Die Kontravalenz zweier Aussagen A und B ist genau dann wahr, wenn entweder A oder B, aber nicht beide wahr sind. Das mathematische Symbol ist . In Java wird das XOR durch ^ repräsentiert.

Venn xor.png
A B A ⊕ B
false false false
false true true
true false true
true true false

Implikation

Die Implikation ist eine erweiterte logische Verknüpfung in der Aussagenlogik. Die Implikation zweier Aussagen A und B ist genau dann wahr, wenn A falsch oder B wahr ist. Das mathematische Symbol ist . Die Implikation ist semantisch äquivalent zu ¬A ∨ B. In Java gibt es keinen Implikationsoperator.

Eine Implikation wird im Deutschen meistens durch "wenn A, dann B" ausgedrückt. Es handelt sich hierbei um eine einfache Folgerung. Aus einer falschen Ausgangsaussage A lässt sich alles folgern, daher kann die Gesamtaussage nicht falsch werden.

Venn implikation.png
A B A ⇒ B
false false true
false true true
true false false
true true true

Äquivalenz (XNOR)

Die Äquivalenz ist eine erweiterte logische Verknüpfung in der Aussagenlogik. Die Äquivalenz zweier Aussagen A und B ist genau dann wahr, wenn A und B wahr oder A und B falsch sind. Das mathematische Symbol ist . Die Äquivalenz ist semantisch äquivalent zu A ∧ B ∨ ¬A ∧ ¬B. In Java gibt es keinen Operator hierfür.

Die Äquivalenz wird im Deutschen meistens durch "genau dann A, wenn B" ausgedrückt. "Genau" heißt immer und nur unter dieser Bedingung. A gilt genau dann, wenn B gilt. A und B sind äquivalent, also austauschbar. Das heißt die vorherige Aussage gilt auch anders herum: B gilt genau dann, wenn A gilt.

Venn äquivalenz.png
A B A ⇔ B
false false true
false true false
true false false
true true true

Peano-Axiome (erweitertes Wissen)

Wenn keine Klammern vorhanden sind, gilt folgende Reihenfolge: Am stärksten bindet Negation, danach Konjunktion und danach Disjunktion.

Kommutativgesetze

(1) ABBA

(1') ABBA

Das Vertauschen der Argumente A und B ist hier möglich, ohne dass sich das Ergebnis der Operation ändert.

Assoziativgesetze

(2) (AB) ∧ CA ∧ (BC)

(2') (AB) ∨ CA ∨ (BC)

Die Klammerung der oben durchgeführten Operationen hat keinen Einfluss auf das Ergebnis.

Idempotenzgesetze

(3) AAA

(3') AAA

Die Eigenschaften des Arguments A bleiben bestehen, auch wenn dieses mit sich selbst verknüpft wird.

Distributivgesetze

(4) A ∧ (BC) ≡ (AB) ∨ (AC)

(4') A ∨ (BC) ≡ (AB) ∧ (AC)

Auswirkung des Auflösens von Klammern um Verknüpfungen von Operationen; ähnlich dem "Ausmultiplizieren" in der Schulmathematik.

Neutralitätsgesetze

(5) AtrueA

(5') AfalseA

Der Wert des Argumentes A wird durch die oben ausgeführten Operationen nicht verändert.

Extremalgesetze

(6) Afalsefalse

(6') Atruetrue

Das Ergebnis der oben beschriebenen Operationen ist unabhängig vom Wert des Arguments A.

Doppelnegationsgesetz

(7) ¬(¬A) ≡ A

"Doppelte Verneinung": Der Wert von A wird durch zweimaliges Ausführen des ¬ -Operators nicht beeinflusst.

De Morgansche Gesetze

(8) ¬(AB) ≡ ¬A ∨ ¬B

(8') ¬(AB) ≡ ¬A ∧ ¬B

Alltagsbeispiele:

(8) Peter hat sich einen Tee zubereitet, in dem nicht Zitronensaft und Zucker enthalten sind. Beschreibe die Boolesche Variable A den Zustand, dass Zucker im Tee ist und B den Zustand, dass sich Zitronensaft im Tee befindet. Dann lautet die Antwort auf die Frage, ob Peters Tee Zucker und Zitronensaft (beides auf einmal) beinhaltet (also A = true und B = true:

¬(AB) = ¬(truetrue) = ¬true =false. In Peters Tee ist kein Zitronensaft und Zucker.

Diese Aussage ist äquivalent zu der Aussage "In Peters Tee ist kein Zitronensaft oder kein Zucker" (also mindestens eins von beiden ist nicht enthalten). Das heißt bei gleicher Belegung der Variablen erhält man das gleiche Ergebnis:

¬A ∨ ¬B = ¬true ∨ ¬true = falsefalse = false.

Damit die jeweilige Aussage wahr ist, muss mindestens eine der beiden Zutaten nicht in Peters Tee enthalten sein.


(8') Petras Kaffee enthält nicht Milch oder Zucker. Die Variable A beschreibe den Zustand, dass der Kaffee Milch enthält und B, dass Zucker enthalten ist. Die Antwort auf die Frage, ob der Kaffee Milch aber keinen Zucker enthält (also A = true und B = false) lautet dementsprechend:

¬(AB) =¬(truefalse) = ¬true = false. In Petras Kaffee ist weder Milch noch Zucker.

Diese Aussage ist äquivalent zu "Petras Kaffee enthält keine Milch und keinen Zucker." Das heißt bei gleicher Belegung der Variablen kommt das gleiche Ergebnis heraus:

¬A ∧ ¬B = ¬true ∧ ¬false = falsetrue = false.

Komplementärgesetze

(9) A ∧ ¬Afalse

(9') A ∨ ¬Atrue

Es können nicht gleichzeitig A und die Negation von A gelten: Beispielsweise kann der Himmel nicht gleichzeitig blau und nicht-blau sein (9). Allerdings ist der Himmel entweder blau oder nicht-blau gefärbt (9').

Dualitätsgesetze

(10) ¬false ≡ true

(10') ¬true ≡ false

Der Wert true ist das Komplement zu false. Ist eine Aussage nicht-wahr, so ist sie falsch. Umgekehrt gilt für eine nicht-falsche Aussage, dass sie wahr sein muss.